23.1.05

Sprüche zum Bier

Dem Daily Record entnehme ich, was in der Iron Horse brewery in Ellensburg, Washington an den Wänden steht. Einfach zum Nachdenken (oder Nachschenken):

• "Would you trust a skinny brewer?"
• "Bitterness is an adult thing."
• "May you be in heaven half an hour before the devil knows you're dead."
• "Beer is proof that God loves us and wants us to be happy."

21.1.05

Heineken kauft Würzburger Hofbräu

Heineken breitet sich auch auf dem deutschen Markt immer weiter aus: Am 21. Jänner wurde bekanntgegeben, dass die Kulmbacher AG (Marken Kulmbacher, Mönchshof, Scherdel, Sternquell und Braustolz) , eine Tochter der bayerischen Brau Holding International (an der Heineken zu 49,9 Prozent beteiligt ist) das Würzburger Hofbräu übernehmen wird. Mit Vertrag vom 20. Januar 2005 hat die langjährige Aktionärin Familie von Finck ihren Aktienanteil in Höhe von 90,7 % am Grundkapital der Würzburger Hofbräu AG an die Kulmbacher Brauerei AG veräußert - der Kauf bedarf allerdings noch der Zustimmung der Kartellbehörde.
Würzburger Hofbräu war in den sechziger Jahren eine der starken Marken in Deutschland (als die Beatles noch imHamburger Star-Club aufspielten, gab es dort Würzburger Hofbräu), hat sich aber in den letzten Jahren vor allem auf den regionalen Markt (mit Ausläufern bis Frankfurt/Main) beschränkt, der Ausstoß betrug zuletzt rund 360.000 Hektoliter pro Jahr. Die Brau Holding (Hauptmarke: Paulaner) hat im Vorjahr die prestigeträchtigen Marken Fürstenberg und Hoepfner in Baden-Würtemberg erworben.
Gleichzeitig gab Heineken eine weitere Presseaussendung heraus, nach der die Konzerntochter Heineken Asia Pacific Breweries China Pte Ltd (Heineken−APB) ihren Anteil an der Kingway Brewery Holdings Limited (derzeit 21 Prozent) in China aufstocken will. Kingway hat eine Kapazität von vier Millionen Hektolitern - Heineken-APB ist im Februar 2004 mit einer Minderheitsbeteiligung eingestiegen.


Nachlese zur Belgian Beer Experience

Die Fachzeitschrift Brauwelt hat Roland Demleitner und mich im Herbst 2004 auf unserer Fach-Studienreise "Belgian Beer Experience 2004" begleitet - Chefredakteur Karl-Ulrich Heyse hat darüber in der Ausgabe 1/2 2005 sehr freundlich berichtet:
"The Belgian Beer Paradise ist in Jahr­zehnten zu einem internationalen Markenbegriff geworden. Dieses Land der Bierträume mit allen Sinnen suchend, haben sich unter der bewährten Leitung von Roland Demleitner und Conrad Seidl über 30 Fachleute aus überwiegend mittelständischen Brauereien aus Deutschland, Österreich und der Schweiz zu einer wirklich einzig­artigen Studienreise aufgemacht. Sie bekamen einen umfassenden Einblick in den belgischen Biermarkt und in die ihn umgebende Szene.
Im Zentrum stand das Bier- ­und Genussmarketing der mittelständi­schen Regional- und Lokalbrauereien. Die­se sind in vielen Fällen so mutig, ihre Biere in die entferntesten Ecken der Welt zu ex­portieren.
Wohl überlegt hatten sich die beiden Orga­nisatoren den Start der Reise in Düsseldorf. Treffpunkt war die obergärige Hausbraue­rei „Zum Uerige" . Dort stimmten sich die Teilnehmer auf die hopfenbetonten, ober­gärigen Biere im Nachbarland ein..."
Nach einem detaillierten Überblick aller besuchten Brauereien kommt Heyse zum Schluss: "Bei die­sem Blick über den Tellerrand konnten die mittelständischen Brauer eine Vielzahl an Anregungen mitnehmen, und zwar zum einen in punkto Rezepturen, auch wenn hier das Reinheitsgebot manches nicht zu­lässt. Dass aber Hefe nicht gleich Hefe ist, was die Vergärung und das Aromabild an­geht, das wurde auf dieser Reise eindeutig unter Beweis gestellt. Zum anderen konn­ten sie hinsichtlich der Verpackung einiges sehen, speziell wenn es um Nischenproduk­te ging, bis hin zu Bieren, hergestellt nach dem Champagnerverfahren.
Vor Augen geführt wurde den Teilneh­mern, die von der Fülle der Eindrücke fast erschlagen wurden, dass die Weltheute ver­netzt ist, so dass auch für kleinere Brauereien der Weltmarkt durchaus lukrativ sein kann, wenn der Preis und das Image stimmen. Die Belgier haben es geschafft, sich als Land der Bierspezialitäten weltweit einen guten Ruf zu schaffen. Mögen auch nicht alle Biere, die auf dieser Reise verkostet werden konn­ten, den Brauereifachleuten geschmeckt haben, sie sollten nicht übersehen, dass der Geschmack der Kunden entscheidend ist. Und den kann man mit Enthusiasmus, mit Vielfalt und mit Image durchaus positiv für die eigenen Marken beeinflussen."
Übrigens: Für Herbst 2005 planen Roland Demleitner und ich eine weitere Studienreise unter dem Stichwort "US Beerexperience 2005".

20.1.05

Tadel für Bitburger-Werbung

Eine der besten Kolumnen über Bierwerbung findet sich regelmäßig in der Brauindustrie aus dem Verlag Sachon: Dort zerpflückt der Kommunikationsforscher Peter Blähser die Aussagen der Brauwirtschaft. In der Jänner-Nummer 2005 gibt er der aktuellen Bitburger-Werbung die schlechteste Note "Schwamm drüber".
Hauptkritikpunkt: Das Produkt Bier kommt in den Print-Anzeigen überhaupt nicht vor. In den TV-Werbespots sehr wohl, aber wie! Ein Mann, der seiner Partnerin ein Schmuckstück überreichen will, stürzt sich vehement aufs frischgezapfte Bitburger. Die Kom­munikation mit seiner Partnerin, die gerät dabei in Vergessenheit.
"Kein Wunder also, dass die Frauen Bitburger, das Meistgezapfte, kistenweise in Flaschen frustriert nach Hause schleppen", schreibt Blähser in Anspielung auf die Print-Anzeigen. Dort ist nämlich nicht das Bier, sondern der neue Flaschenkasten („wegweisendes Design mit 'handfesten' Vorteilen für den Verbraucher. Denn ausgefeilte soft­touch Griffe an allen vier Seiten erfüllen die gestiegenen Ansprüche der Verbraucher") der Star. Blähser bissig: "Der Verbraucher greift ja nicht zu seiner präferierten Marke sondern zum schönsten Kasten. 'Offen für neuen Trage­komfort' (erinnert an Werbung für Schiesser Unterwäsche), 'Mehr Komfort für linke und rechte Hände'. 'Bequem auf dem Weg nach oben'. Der letzte Spruch steht unter der Skyline von Frank­furt am Main. Will man etwa den Banken-Juppies den Bierkasten­transport in die Chefetagen nahe legen, damit's mit der Karriere steiler nach oben geht?"
Und dann die zugehörige Fernsehwerbung, die seit August 2004 läuft: "Man sieht eine schummrige Bar mit langer Theke. Eine Frau greift zum Bierkasten, der auf der Theke (!) steht und trägt ihn beschwingt von dannen. Der Text klärt auf: '... läßt sich bequem tragen. Den nimmt man gern mit nach Haus.' So ist das also. Die Frau geht am Abend noch schnell auf einen Sprung in die Bar an der Ecke. Und da sie offen für neuen Tragekomfort ist, nimmt sie den tollen viele Kilo schweren Designerkasten geschwind mit nach Hause. Und der mehrfache Preis in der Bar, der spielt doch bei der Bitburger Zielgruppe keinerlei Rolle."
Aber wenn man bedenkt, dass die Männer in der Bitburger Werbung ihre Partnerinnen vernachlässigen, ist es ja vielleicht verständlich, dass die Frauen lieber einen Kasten Bier mit nach Hause nehmen...

19.1.05

Bier & Eishockey in Prag

Auf Anregung des tschechischen Bier-Journalisten Honza Kocka könnte in Prag in diesem Frühjahr ein österreichisches Bierfestival zustande kommen. Er hat mich, der ich sonst an Sport nicht interessiert bin, auf folgenden Sachverhalt aufmerksam gemacht:
1.) Im Mai findet in Wien und Innsbruck die Eishockey-Weltmeisterschaft statt.
2.) In Tschechien ist Eishockey eine der beliebtesten, wenn nicht die beliebteste Sportart.
3.) Die Tschechen sind die größten Bierfreunde der Welt.
4.) Es werden also die größten Bierfreunde der Welt wegen ihrer Freude an Eishockey über längere Zeit besonders aufmerksam auf Österreich schauen.
5.) Es wäre daher sinnvoll, in Prag im Vorfeld der Weltmeisterschaft österreichisches Bier vorzustellen, ob in Form kleinerer oder größerer Verkostungen oder in Form eines Festivals ist letztlich eine Frage, die vom Interesse und dem Einsatz einzelner österreichischer Brauereien abhängt.
Ich halte das für eine faszinierende Idee und gebe sie einfach mit besten Empfehlungen weiter.
Vor Jahren habe ich bereits in kleinem Rahmen - für das Militärattacheekorps in Prag - vergleichende Verkostungen von österreichischen und tschechischen Bieren durchgeführt, es waren zwei sehr erfolgreiche Veranstaltungen. Freunde - sowohl aus Brauereien, als auch von der Kampagne für Gutes Bier - mit denen ich das Thema kurz angerissen habe, waren jedenfalls begeistert.
Mal sehen, was sich daraus ergibt - wer mithelfen will, kann sich ja gleich an Honza wenden: honza.kocka AT centrum.cz . Er spricht sehr gut Englisch.
Würde mich freuen, wenn etwas daraus wird.

17.1.05

Was aus dem Adambräu wurde




Der Presse ist zu entnehmen, dass das Tiroler Architekturzentrum nun im ehemaligen Gebäude des Adambräu - schräg gegenüber vom neuen Innsbrucker Hauptbahnhof (Foto ca. 1930, aus Archiv Franz Peter Brasdauski) - eingezogen ist. Die Zeitung würdigt dabei auch die Qualitäten des Industriebaus und schreibt unter anderem: "Das 'neue' Haus ist ein altes: Es wurde in den Zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts nach den Plänen des Architekten Lois Welzenbacher auf dem Areal der seit 1825 existierenden Brauerei gebaut. Es ist einer der wenigen noch erhaltenen Bauten Welzenbachers, der für Tirol von großer Bedeutung war (gest. 1955 in Absam). Da nur wenig Grundfläche zur Verfügung war, entstand das erste vertikal organisierte Sudhaus der Welt - und das zweite Hochhaus von Innsbruck. Der Bier-Produktionsprozess wurde von oben nach unten abgewickelt."
Dem ist hinzuzufügen, dass das englische Konzept einer "Tower-Brewery", bei dem vom Schroten des Malzes unter dem Dach bis zum Anstellen der Würze im Gärkeller die Verwendung von Pumpen vermieden wird, schon länger bekannt und angewendet wurde. Es dies schont die Maische und die Würze während des Brauvorgangs und es spart außerdem Energie.
Das Adambräu ist seinerzeit aus einer Gastwirte-Genossenschaft entstanden, durch die Fusion von Steirerbrau und BrauAG zur BrauUnion ergab sich der Synergieeffekt, dass die Produktion von Adambräu (an dem sich die Steirer beteiligt hatten) und Bürgerbräu (seit den zwanziger Jahren ein Betrieb der BrauAG) am Bürgerbräu-Standort, einige hundert Meter östlich der Adambräu-Braustätte zusammengelegt wurde. Das Bürgerbräu wurde 2003, kurz vor dem Verkauf der BrauUnion an Heineken zugesperrt.
Die Presse findet wenig dabei: "Heute liest man hier nicht Biersud; hier braut sich Architektur zusammen."

1.1.05

Nach Tsunami liefert Brauerei Lion Wasser

Nach dem verheerenden Tsunami hat Sri Lankas größte Brauerei Lion (ausgestattet mit modernster deutscher Brautechnik von Krones) auf die Abfüllung von Wasser umgestellt - sauberes Trinkwasser ist in den Katastrophengebieten nämlich Mangelware. Hauptproblem war die Beschaffung von Klarglasflaschen - in braunen Bierflaschen wurde das Wasser nämlich nicht akzeptiert, weil in den Flaschen dennoch Bier vermutet wurde. Bier ist übrigens stets frei von pathogenen Keimen und kann von Erwachsenen bedenkenlos getrunken werden, wenn kein keimfreis Trinkwasser vorhanden ist.