20.1.05

Tadel für Bitburger-Werbung

Eine der besten Kolumnen über Bierwerbung findet sich regelmäßig in der Brauindustrie aus dem Verlag Sachon: Dort zerpflückt der Kommunikationsforscher Peter Blähser die Aussagen der Brauwirtschaft. In der Jänner-Nummer 2005 gibt er der aktuellen Bitburger-Werbung die schlechteste Note "Schwamm drüber".
Hauptkritikpunkt: Das Produkt Bier kommt in den Print-Anzeigen überhaupt nicht vor. In den TV-Werbespots sehr wohl, aber wie! Ein Mann, der seiner Partnerin ein Schmuckstück überreichen will, stürzt sich vehement aufs frischgezapfte Bitburger. Die Kom­munikation mit seiner Partnerin, die gerät dabei in Vergessenheit.
"Kein Wunder also, dass die Frauen Bitburger, das Meistgezapfte, kistenweise in Flaschen frustriert nach Hause schleppen", schreibt Blähser in Anspielung auf die Print-Anzeigen. Dort ist nämlich nicht das Bier, sondern der neue Flaschenkasten („wegweisendes Design mit 'handfesten' Vorteilen für den Verbraucher. Denn ausgefeilte soft­touch Griffe an allen vier Seiten erfüllen die gestiegenen Ansprüche der Verbraucher") der Star. Blähser bissig: "Der Verbraucher greift ja nicht zu seiner präferierten Marke sondern zum schönsten Kasten. 'Offen für neuen Trage­komfort' (erinnert an Werbung für Schiesser Unterwäsche), 'Mehr Komfort für linke und rechte Hände'. 'Bequem auf dem Weg nach oben'. Der letzte Spruch steht unter der Skyline von Frank­furt am Main. Will man etwa den Banken-Juppies den Bierkasten­transport in die Chefetagen nahe legen, damit's mit der Karriere steiler nach oben geht?"
Und dann die zugehörige Fernsehwerbung, die seit August 2004 läuft: "Man sieht eine schummrige Bar mit langer Theke. Eine Frau greift zum Bierkasten, der auf der Theke (!) steht und trägt ihn beschwingt von dannen. Der Text klärt auf: '... läßt sich bequem tragen. Den nimmt man gern mit nach Haus.' So ist das also. Die Frau geht am Abend noch schnell auf einen Sprung in die Bar an der Ecke. Und da sie offen für neuen Tragekomfort ist, nimmt sie den tollen viele Kilo schweren Designerkasten geschwind mit nach Hause. Und der mehrfache Preis in der Bar, der spielt doch bei der Bitburger Zielgruppe keinerlei Rolle."
Aber wenn man bedenkt, dass die Männer in der Bitburger Werbung ihre Partnerinnen vernachlässigen, ist es ja vielleicht verständlich, dass die Frauen lieber einen Kasten Bier mit nach Hause nehmen...