9.7.06

Kein deutsches Bier unter den Top 10 im Independent

Der britische Autor Pete Brown hat für den Independent eine Liste der zehn besten Biere der Welt erstellt ("The Ten Best World beers") und dabei kein einziges deutsches Bier genannt. Nun könnte man meinen, das wäre ohnehin nicht sehr relevant, weil die deutschen Konsumenten davon ja nicht beeinflusst werden.
Tatsächlich aber spiegelt diese (wie manche anderen derartigen Listen) schmerzlich wieder, dass die deutsche Bierkultur außerhalb Deutschlands immer weniger gilt. Und in einer globalisierten Welt ist wichtig, dass man weltweit wahrgenommen wird - und zwar in englischer Sprache, denn das ist die Sprache der globalisierten Welt. (Gott sei Dank ist es - noch - nicht Chinesisch.)
Wer also den Independent und diejenigen Medien, die ihn zitieren (etwa den Blog Appellation Beer), liest, lernt folgende Biere als die besten der Welt kennen:
- Budweiser Budvar (Czech Republic)
- Badger Golden Champion Ale (UK)
- Brooklyn Lager (USA)
- Gonzo Imperial Porter (USA)
- Meantime Grand Cru wheat beer (UK)
- Asahi Black Lager (Japan)
- Cooper Extra Strong Vintage Ale (Australia)
- Goose Island IPA (USA)
- Deus (Belgium)
- Duvel (Belgium)
Das ist, zugegeben, keine schlechte Liste - traurig ist aber, dass überhaupt kein klassisches deutsches Bier berücksichtigt ist: Brooklyn Lager, eine Kreation des kulinarisch hoch begabten New Yorker Braumeisters Garrett Oliver hat offenbar mehr überzeugt als alle vergleichbaren deutschen Produkte, das Asahi Schwarzbier mehr als alle deutschen Schwarzbiere. Wobei natürlich anzumerken ist, dass sich amerikanische und japanische Brauereien wesentlich mehr darum bemühen, mit ihren Bieren international wahrgenommen zu werden als das die Deutschen tun.

5.7.06

Missverständnisse über Bier

Auch wenn es neuerdings wieder Medizinal-Biere gibt, die über die Vertriebsschiene der Apotheken vertrieben werden: Es ist nicht zu erwarten, dass die Bierkonsumenten allein deshalb (mehr) Bier zu sich nehmen, weil sie es als Gesundheitsprodukt einschätzen. Aber es macht Sinn, jeglichem Vorurteil entgegenzutreten, dass Bier nicht gesund wäre – vor allem in der Fachwelt (wo viele so genannte Ernährungsberater nicht auf dem letzten Stand sind), aber auch bei den Biertrinkern.
Selbst erklärte Bierfreunde – etwa Teilnehmer an Brauerei-Besichtigungen – haben offenbar zu wenig Ahnung davon, dass Bier eigentlich gesund ist. Charles Bamforth, der Vorstand des Instituts für Ernährungswissenschaft an der University of California in Davis[1] erklärte bei der Jahrestagung des Institute of Food Technologists, dass Biertrinker meinen, Wein sei gesünder als Bier. Er befragte 325 Besucher amerikanischer Großbrauereien und kam zu dem Ergebnis, dass Rotwein als gesünder als Weißwein eingeschätzt wird, danach kam Light Beer, Lager und schließlich dunkles Bier. Bamforth: „Beer, if you looked at it holistically, is healthier than wine. But it is not perceived that way.” Diese falsche Wahrnehmung gehe sogar so weit, dass ein befreundeter Arzt (!) ihm gesagt habe, er trinke kein Bier, weil es zu viel Fett enthalte. Nur zur Sicherheit erklärte er den versammelten Ernährungswissenschaftern, dass Bier überhaupt kein Fett enthalte. [2]
Ernährungswissenschafter haben nämlich oft seltsame Ansichten von Bier: So wird der von vielen Beratern für das Abnehmen (Montignac-Diät) herangezognen glykämische Index von Bier mit 110 angegeben – wegen des angeblich hohen Maltosegehalts. Dass die Maltose zwar in der Bierwürze enthalten ist, nicht aber im fertig vergorenen Bier, wird dabei ignoriert.[3] Es kann nicht schaden, bei Gelegenheit auf solche Unstimmigkeiten, die der ganzen Bierbranche schaden, hinzuweisen.
[1] korrekterweise ist anzumerken, dass Professor Bamforths Professur von Anheuser-Busch finanziert wird. Er ist auch Autor der Bücher “Beer: Health and Nutrition“ und "Standards of Brewing: Formulas for Consistency and Excellence".
[2] „Beer healthier than wine“, in: IFT-Newsletter, June 28, 2006 - http://www.ift.org/cms/?pid=1000363
[3] etwa unter: http://www.gsfood.ch/Kohlenhydrate.html#glykaemischer_index