9.9.06

Milde Erfolge auf dem Weltbiermarkt

Wenn in einem Freistädter "Ratsherrntrunk" die Bittere des Mühlviertler Hopfens zu schmecken ist oder in einem "Hop Devil" der 1516 Brewing Company in Wien der exqusite Cascade-Hopfen aus Washington, dann sind das für einen Biertrinker bereits rare Erlebnisse: Obwohl der Weltbierausstoß in den letzten Jahren stetig gestiegen ist, wird immer weniger Hopfen verbraucht.

Das Hopfenhandelshaus Barth erhob für den Standard den spezifischen Alphasäureverbrauch: Vor 35 Jahren verbrauchten die Brauereien weltweit im Durchschnitt noch 9,1 Gramm des für den herben Geschmack verantwortlichen Hofeninhaltsstoffs. 1991 waren es noch 6,1 Gramm, heuer werden es erstmals unter fünf Gramm sein.

Das bedeutet, dass Bier immer weniger bitter schmeckt - und die Hopfenbauern unter Druck kommen. Andererseits ist dies eine Chance für die kleinen Spezialitätenbrauereien: In den USA, Belgien und England wird für extrem gehopfte Biere viel mehr bezahlt als für die immer milder schmeckenden Biere der großen Weltmarken.

So teilt sich der Markt immer mehr auf: Oben nimmt die Konzentration zu, unten die Vielfalt.

Die Inbev-Gruppe, der unter anderem die Marken Beck's, Stella Artois, Labatt, Diebels, Leffe, Franziskaner und Löwenbräu gehören, hat mit 202,1 Millionen Hektolitern allein bereits 12,6 Prozent des Weltbierausstoßes von 1598 Millionen Hektolitern. Dazu muss man wissen: Der Weltbiermarkt wächst geografisch sehr unterschiedlich: Während die entwickelten Biermärkte in Mitteleuropa trotz höherer Verkäufe während der Fussball-WM langfristig schrumpfen, sind die Verkaufszahlen in Asien und Russland in den letzten Jahren extrem gestiegen.

Stephan Barth: "Der Ausstoß der chinesischen Brauindustrie könnte bis 2010 auf 390 bis 490 Millionen Hektoliter steigen." In Asien aber wird extrem schwach gehopftes Bier bevorzugt - und all die großen Brauereigruppen sind diesem Trend auch mit den Mainstream-Produkten auf dem internationalen Markt gefolgt: Das betrifft die Nummer zwei SABMiller (176 Millionen Hektoliter, Hauptmarken: Miller, Castle Lager, Pilsner Urquell) ebenso wie Anheuser Busch (173,5 Mio. hl, Hauptmarke "Bud Light"), Heineken (118,6 Mio. hl), Carlsberg (48,3 Mio hl) und Molson-Coors (ebenfalls 48,3 Mio hl).

(Erstveröffentlichung in: Der Standard, 9. September 2006)