Die Weihnachtsbock-Zeit ist eine Starkbierzeit – aber darüber wollen wir nicht die Möglichkeit vergessen, den Alkoholgehalt auch zu verstärken. Und zwar, indem wir aus dem Bier Schnaps oder Likör machen. Was den Schnaps betrifft, wollen wir passen: „Das ist eine Sache für Profis – eine Brennerei kommt mir nicht ins Haus,“ sagt meine Frau. Schnaps zu brennen ist eine Angelegenheit für sich – und tatsächlich haben sich in den letzten Jahren einige Brenner damit hervorgetan, aus Bier (oft, aber nicht immer aus Bockbier) hoch prämierte
Brände herzustellen.
Leichter und vor allem „bieriger“ ist der Bierlikör. Wer mag, kann sich damit das Beste vom Bockbier, den kräftigen, runden Geschmack, die mehr oder weniger zarte Süße konservieren. In einem Likör, der seinen Höhepunkt erst nach etwa drei Monaten Lagerung erreicht. Unser Rezept sieht vor, dass wir sieben Halbliterflaschen davon verwenden: 3,5 l. Helles Bockbier, 0,6 l. extra starkes Bockbier (etwa
EKU 28), 2 kg. Rohrzucker, vier Vanilleschoten, 1 TL Zimt (gemahlen), ½ TL Nelken (gemahlen), ¾ Liter bis 1 l. Weingeist (96 %).
„Vergiss nicht, den Strumpf auf die Einkaufsliste zu setzen,“ sagt meine Frau – tatsächlich kommt man ohne
Damenstrümpfe nicht sehr weit, wenn man diesen Likör fabriziert.
Die Zubereitung dauert etwa eineinhalb Stunden: In einen großen, weiten Topf schüttet man zuerst dreieinhalb Liter des Bockbieres und gibt dann vorsichtig zwei Kilo Rohrzucker dazu. Achtung: Das Bier schäumt dabei kräftig auf! Anschließend kommen noch zwei kleine (0,3 Liter) Flaschen des EKU 28 sowie vier längs aufgeschlitzte Vanilleschoten dazu.
Wenn der Zucker gelöst und die Flüssigkeit einmal aufgekocht ist, lässt man sie noch eine Viertelstunde auf kleiner Flamme weiter köcheln. Wenn man bedenkt, wie es dabei riecht (und wie benebelt uns das Einatmen des Dampfes macht), versteht man, dass in dem Topf nun kein Alkohol mehr ist. Man nimmt den Topf vom Herd, gibt einen Viertelliter reinen Weingeist (96 Prozent), einen Teelöffel Zimtpulver und einen halben Teelöffel Nelkenpulver dazu, deckt das Ganze zu und lässt es eine Stunde lang rasten und auskühlen.
Die aufgeweichten Vanilleschoten und die Gewürze müssen nun wieder ausgefiltert werden – für Kaffeefilter ist die süße Flüssigkeit allerdings zu dickflüssig, sehr gute Filterwirkung erzielt man dagegen mit dem schon erwähnten Damenstrumpf.
Die klare Likörbasis kommt nun wieder in einen Topf, wird noch einmal erwärmt – die Likörbasis sollte nicht sieden. Und der Siedepunkt des Alkohols liegt bei 78 Grad! Daher lassen wir das Gebräu wieder etwas abkühlen. Erst danach kommt noch gut ein halber Liter Weingeist dazu. Der nunmehr fertige Likör wird in Flaschen gefüllt, die dann für drei Monate kühl und dunkel lagern müssen. Danach ist er genussfertig, allerdings baut er nach weiteren zwei Monaten deutlich ab. Doch selbst nach Jahren kann man diesen dann sehr süßen und dickflüssigen Likör noch genießen: Er wirkt dann zwar nicht mehr so aromatisch, aber seinen Malzcharakter behält er.
Erstveröffentlichung in:
Der Getränkefachgroßhandel 12/2004