13.9.08

Eferdinger Biergeschichte

Dieser Tage war ich von der Allianz Versicherung eingeladen, bei den Allianz Agenturtagen auf der Asitzhöhe bei Leogang eine Bierverkostung zu halten. Da hat mich einer der Gäste gefragt, ob ich mehr über eine Brauerei im oberösterreichischen Eferding wüsste.
Nein, da konnte ich ad hoc nicht dienen.
Aber dann hat es mir keine Ruhe gelassen - und ich habe zurückgemailt, was mir untergekommen ist: "D
ie Nachrichten über das Bräuhaus in Eferding sind tatsächlich sehr spärlich. Im Aufsatz „Brauwesen und Hopfenbau in Oberösterreich 1100 – 1930“, veröffentlicht von H.L. Werneck in drei Folgen des Jahrbuchs der Gesellschaft für die Geschichte und Biliographie des Brauwesens in Berlin (1937, 1938, 1939/40), findet sich aber doch etwas: Demnach hat es im ganzen Bezirk Eferding nicht mehr als fünf Brauereien – belegt in den Jahren 1728 und 1795/97 – gegeben. Eine dieser Brauereien war das Brauhaus der Marktkommune Aschach (1526 zum ersten mal als „Präu bei den Tyschen“ und Teil der Herrschaft der Grafen von Schaumburg genannt), es dürfte die bedeutendste Brauerei der Region gewesen sein: Am 14. September 1660 wurde sie von der Marktbürger-Communität gekauft, die es bis 1804 betrieben hat. 1803 bis 1843 wurde die Brauerei verpachtet. Der letzte Pächter Mathias Mitterlechner war offenbar in Zahlungsschwierigkeiten, er bat um Nachlass seiner Schulden und eine Kürzung der Pachtzeit. Die Brauereie sollte im Jänner 1843 neu verpachtet werden, doch brannte sie am 3. Jänner 1843 völlig nieder.

1844 wurde diese Brauerei neu gebaut, zunächst wieder als gemeindeeigener Betrieb weiter geführt, dann 1865 bis 1880 vom Mattseer Braumeister Gottfried Stampfl geführt. Ab dann dürfte die Konkurrenz der Linzer Brauereien zu stark geworden sein, die Brauerei wurde stillgelegt und 1888 von Josef Niklas erworben. Er war Besitzer der Linzer Stadtbrauerei (an der Unteren Donaulände) und war offenbar vor allem am Vertriebsgebiet im Bezirk Eferding interessiert. Er ließ die Aschacher Brauerei abreissen. Die Brauerei in Eferding selber war eine Herrschaftsbrauerei. In den Starhembergischen Akten (die im Landesarchiv Linz liegen) findet sich laut Katalog in Band 34 ein Verzeichnis der Tafernen 1712-1724, in Band 44 ein Taz- und Ungeldregister (das Hinweise auf Biersteuern und damit auf Brauereien enthalten müsste), in Band 66 ein Verzeichnis verschiedener Berufe, darunter „Bräuer“ zwischen 1679 und 1711, und für Eferding wohl besonders bedeutsam, in Band 85 die Aufzeichnungen über Brauerei und Brauhäuser 1649 bis 1821.

Damit hätten wir immerhin die gesicherten Zeiten des Bestandes dieser Brauerei etabliert.

Für 1728 ist in dieser herrschaftlichen Brauerei Jacob Hucher als Braumeister erwähnt – er braute 3000 Eimer Bier (1 österreichischer Eimer = 40 Mass = 160 Seidel = 56,589 Liter), also 1698 Hektoliter. Dafür zahlte er 150 Gulden Bieraufschlag (= Biersteuer).

Aus dem Brauereiverzeichnis 1795/97 (wieder zitiert bei Werneck) erfährt man von einem Ausstoß von 4392 Eimer, für die 1285 Gulden und 48 Kreuzer Bieraufschlag gezahlt wurden.

Übrigens stand die Bierbrauerei wohl anfangs noch in gewisser Konkurrenz zum Weinbau, der laut starhembergischen Akten von 1563-1742 belegt ist – später muss es in der Gegend von Eferding auch Hopfenanbau gegeben haben, was mit der Erfahrung zusammenpasst, dass Hopfen dort gut gedeiht, wo Wein gerade nicht mehr wächst. 1878 hat es noch 29,5 Joch Hopfenanbau im Bezirk gegeben, der spätestens mit dem Ersten Weltkrieg verschwunden sein dürfte."


Zu dieser Info erreichte mich nach mehr als zwei Monaten noch ein Nachtrag eines engagierten CV-Mitglieds mit dem schönen Couleurnamen Gambrinus:

"Richtig ist, daß Josef Niklas auch in Linz in Sachen Bier tätig war. Pächter

der städtischen Brauerei waren aber die brüder Hatschek (Eternit), die diese

später mit der Poschacher/Aktienbrauerei fusionierten.

Niklas war u.a. Pächter der Stiftsbrauerei Wilhering, der Kommunebrauerei

Gramastetten, Besitzer der Brauerei Wesenufer. In Linz betrieb er nur eine

Mälzerei. Der Firmenwortlaut hieß "Brauerei Niklas Wilhering-Linz".

Niklas war Schwager des Brauereibesitzers Sigl aus Ottensheim.

Da Niklas keine leiblichen Nachkommen hatte, übernahm die Stieglbrauerei

1926 seinen Betrieb in Wilhering, Linz und Gramastetten und legte ihn still.

Das erklärt die bis heute starke Verbreitung von Stiegl in den dem Stift

Wilhering zugehörigen Pfarren."