24.2.05

Schwarzer Abt schlägt Reinheitsgebot

Mit der ihr eigenen Streitbarkeit und Zähigkeit ist es der Klosterbrauerei Neuzelle gelungen, das Reinheitsgebot auszuhebeln. Das deutsche Biersteuergesetz hat nämlich ein so genanntes "Surrogatverbot" festgelegt, nach dem in einem in Deutschland für den deutschen Markt gebrauten untergärigen Bier nichts anderes als Wasser, Gerstenmalz und Hopfen vebraut und mit Hefe vergoren werden darf. Gezuckerte dunkle Biere (wie sie in Österreich gängig sind) wären daher in Deutschland nicht verkehrsfähig - der Staat beruft sich dabei auf eine Ableitung aus dem so genannten bayerischen "Reinheitsgebot" vom 23. April 1516.
Die Neuzeller Klosterbrauer haben diese Rechtslage allerdings konsequent bekämpft, um ihr (gezuckertes) Neuzeller Schwarzbier, das seit 1997 als "Schwarzer Abt" vermarktet wird, legal verkaufen zu dürfen. Vor dem Bundesverwaltungsgericht in Leipzig haben die Neuzeller jetzt allerdings Recht bekommen: Auch der Schwarze Abt darf als Bier verkauft werden. Vorher hatte das Verwaltungsgericht in Frankfurt die Bezeichnung Bier verboten.
"Während die Brauerei seit 1997 beim Landwirtschaftsministeriums um die Anerkennung ihres Produktschlagers Schwarzer Abt als Bier kämpfte, waren sich die Experten im Potsdamer Finanzministerium schneller einig: Biersteuer muss Unternehmer Helmut Fritsche seit Jahren zahlen für das Getränk, das er bis gestern nicht Bier nennen durfte. Das Land hatte der Brauerei zudem eine Genehmigung für den Export der Schwarzbier-Rarität unter der Bezeichnung "Bier" und somit auch die Herstellung erlaubt. In Deutschland jedoch durfte es bislang nicht als Bier verkauft werden", beschreibt Andreas Wendt in der Märkischen Oderzeitung die bisher unterschiedliche Auslegung der Behörden.
Bedeutsam ist die Begründung der Leipziger Richter (AktenzeichenBundesverwaltungsgericht 3 C 5.04): Das deutsche Reinheitsgebot von 1516 diene nicht dem Gesundheitsschutz der Verbraucher, sondern vielmehr der Traditionspflege und einem bestimmten Produktionsniveau. Über Ausnahmen - etwa für den Zuckerzusatz nach der Hauptgärung, wie im Falle des Schwarzen Abt - müsse großzügig entschieden werden. Es stelle aber gerade eine Täuschung dar, wenn ein Getränk, das Bier sei und als "besonderes Bier" hergestellt werden dürfe, nur unter einer Bezeichnung vermarktet werden dürfte, die jede Nähe zu Bier vermeidet. Dass das Getränk unter Abweichung vom Reinheitsgebot hergestellt sei, könne auf andere Weise deutlich gemacht werden.
Gegen die Klosterbrauerei sind noch weitere Verfahren anhängig - unter anderem wegen eines im Frühjahr 2004 auf den Markt gebrachten Anti-Aging-Bieres.

18.2.05

Mit 50 Litern Bier auf dem Fahrrad

Manch feine Bier-Story findet man ja doch in den "vermischten" Meldungen im Lokalressort: In Lübeck wurde laut hl-live am Freitag um 4.20 Uhr ein 30 jähriger Mann von der Polizei angehalten, weil er auf dem Gepäckträger seines Fahrrads ein 50-Liter-Faß Jever Pilsener mitführte. Nein, nicht weil er betrunken war. In der Meldung steht auch nichts davon, dass der Transport eines solchen Fasses die Verkehrssicherheit gefährde. Nur konnte der gute (?) Bierfreund nicht sagen, wo er das Fass eigentlich her hätte. Vielleicht gestohlen? Die Polizei setzte also eine Amtshandlung: "Aufgrund des Verdachts eines möglichen Getränkediebstahls wurde das Bierfass von den Polizisten vorerst sichergestellt und die Person nach Abschluss der polizeilichen Maßnahmen entlassen."

16.2.05

Weniger Bier aus Österreichs Brauereien

"Die Bierdose rettet die Ehre der österreichischen Brauereien", spottete der Geschäftsführer der Hirter Brauerei, Dietmar Kert, dessen Unternehmen bewusst andere Wege geht, am Mittwochabend über das wachsende, billige Dosenbiersegment: 1.619.625 Hektoliter (hl)österreichisches Bier wurde 2004 in Halbliterdosen gefüllt - damit hat Dosenbier einen Anteil von 19 Prozent am österreichischen Bierausstoß erreicht. Ingsgesamt wurden 345 Millionen Dosen (o,5 und 03, Liter) abgefüllt, lässt sich aus den am 15. Februar veröffentlichten Zahlen des Brauereiverbands herauslesen.
Insgesamt ging der Ausstoß der österreichischen Brauereien um 2,5 Prozent auf 8.876.754 hl zurück - gebraut wird in 61 gewerblichen Braustätten und 82 Gasthausbrauereien. Johann Sulzberger, der Obmann des Verbands der Brauereien und Vorstand der BrauUnion Österreich, relativiert: "Der 3-Jahres-Vergleich (zur statistischen Bereinigung des Jahrhundert-Sommers 2003), zeigt aber ein erfreuliches Plus von 0,5 % beim Bier-Inlandsabsatz."
Der Fass- und Tankbieranteil - der den Großteil des in der Gastronomie verkauften Bieres ausmacht - ist auch im Vorjahr wieder zurückgegangen, er beträgt gerade noch 30,1 Prozent. Auch bei der 0,5 Liter-Flasche gab es trotz Preisaggressivität der meisten Anbieter enorme Rückgänge (-3,6 Prozent auf 4,171.592 hl). "Auch Hirter musste in diesem Segment einen Rückgang im Branchentrend hinnehmen, hat sich aber weitgehend aus sämtlichen Preiskämpfen herausgehalten und das kühle Blonde nicht mit Schleuderpreisen in den Markt katapultiert. Qualität hat ihren Preis und der muss auch dann gezahlt werden, wenn’s mal nicht so läuft", betonte Geschäftsführer Kert bei seiner Präsentation im Wiener Einstein, wo er gleich auch das Hirter Bierkabarett (von den "Lachsäcken" Adi Peichl alias Malec und Peter Kowal) vorführen ließ. Hirter ist mit seinem leicht vollmundigen Pils Marktführer im Pilssegment - dieses ist aber in Österreich mit 400.858 hl ziemlich unbedeutend.
Übrigens ist die Biersteuer immer noch ein Ärgernis für Brauer und Biertrinker: 201,9 Millionen Euro wurden allein unter diesem Titel berappt. Trotz Steuersenkung mit 1. Jänner 2005 trinkt der Finanzminister in österreich wesentlich mehr mit als in den Nachbarländern. Die Biersteuer macht in Deutschland9,44 Euro/hl und in der Tschechischen Republik 9,49 Euro/hl aus.

8.2.05

EU-Kommissar will Biertrinken einschränken

In der Welt gibt der EU-Verbraucherkommissar Markos Kyprianou die Linie vor, wie die EU Biertrinker künftig an die kurze Leine nehmen will. Nach dem US-Vorbild - in den USA darf man Bier erst mit 21 Jahren konsumieren - will Kyprianou die Altersgrenze für Biertrinken auf zunächst auf 18 Jahre hinaufsetzen: " Wir müssen die Altersgrenze überprüfen. Die Grenze von 16 Jahren ist zu niedrig."
Überhaupt bestätigt der Kommissar alle Befürchtungen, dass die EU immer gouvernantenhafter wird: Dass man "an jeder Ecke Bier kaufen" kann, ohne einen Ausweis zeigen zu müssen ist ihm ebenso ein Dorn im Auge wie das Rauchen in Lokalen. Kyprianou will auch erreichen, dass auf Lebensmittelpackungen deutlicher auf Gesundheitsgefahren durch Fett, Zucker und Kochsalz hingewiesen wird. Wenn die Industrie das nicht freiwillig mache, will Kyprianou über eine EU-weite Regelung "nachdenken".

Ein Kommentar dazu in meinem Blog Biertisch.

6.2.05

Weniger von der Pilslegende aus Wernesgrün

Der Leipziger Volkszeitung ist zu entnehmen, dass die Wernesgrüner Brauerei im Jahr 2004 verhältnismäßig starke Absatzeinbußen hinnehmen musste. Wernesgrüner ist eine gut positionierte Pilsmarke aus den neuen Bundesländern, sie gehört seit 2002 zur Bitburger-Getränkegruppe. Der Ausstoß betrug im Vorjahr knapp 590.000 Hektoliter, etwa 23.000 Hektoliter weniger als im Jahr davor. Das Minus von 3,9 Prozent liegt über dem Rückgang des Gesamtmarktes (minus 1,9 Prozent) - vor allem ist das auf Rückgänge im Einweg-Gechäft zurückzuführen. Gestiegen ist der Fassbierausstoß, das Geschäft mit Mehrweggebinden und der Marktanteil in Sachsen.Dies dürfte eine gute Basis sein, vor allem wenn man bedenkt, dass auch die Köstritzer Schwarzbierbrauerei (ebenfalls Teil der Bitburger Gruppe) von Frank Siegmund, der nun auch für Wernesgrüner verantwortlich ist, erfolgreich neu positioniert wurde: Köstritzer zog sich zu Beginn der neunziger Jahre auf den thüringischen Heimatmarkt zurück, um mit neu geschöpfter Kraft rasch zu einer nationalen Marke zu wachsen. Die Brauerei in Bad Köstritz erzielte im Jahr 2004 mit 910.000 Hektolitern einen Ausstoßrekord, ziemlich genau die Hälfte des Ausstosses - 446.000 Hektoliter - waren die hochpreisige Spezialität Köstritzer Schwarzbier, weitere 75.000 Hektoliter wurden vom Cola-Schwarzbier-Mischgetränk Bipop verkauft. Im regionalen Markt in Thüringen ist Köstritzer auch mit einem eigenen Pils vertreten.
Mit der Integration der König Brauerei und der Licher Brauerei in die Bitburger Getränkegruppe ging ab dem 1. Oktober 2004 eine neue Vertriebsorganisation an den Start. Der für Marketing und Vertriebskoordination verantwortliche Geschäftsführer Peter Rikowski wurde dazu im Gasto-Magazin zitiert: „Wir halten bewusst an einer rechtlichen und ergebnisverantwortlichen Selbständigkeit aller Brauereien fest, da wir überzeugt sind, dass die operative Eigenständigkeit der beste Weg ist, das Potenzial der Marken optimal auszuschöpfen!“ Damit liegt die Führung der Marke König auch in Zukunft verantwortlich bei Peter Reichardt, Marketing- und Vertriebsgeschäftsführer der König Brauerei, und die der Marke Licher bei dem dortigen Marketing- und Vertriebsgeschäftsführer Rainer Noll. Peter Rikowski verantwortet neben seiner koordinativen Funktion in der Bitburger-Gruppe zudem die Marketing- und Vertriebsführung der Marke Bitburger. Für den Köstritzer/Wernesgrüner-Vertrieb zeichnet Geschäftsführer Frank Siegmund verantwortlich.